Wildbienenhaus gemeinsam bauen

Wildbienenhaus gemeinsam bauen 1

Unser Insektenjahr
Genau vor einem Jahr haben Sascha und ich uns entschieden einen Basteltag für Insektenhotels zu planen. Dieser hat im Sommer 2018 stattgefunden und ich möchte davon berichten. Die Kapitel werden sein:

  1. Woher erhält man das Material für die Wildbienenhäuschen?
  2. Welche Vorbereitungen muss man für den Tag treffen, damit man auch in kurzer Zeit ein tolles Ergebnis erreicht?
  3. Welche Arbeiten eignen sich für Kinder, welche müssen von Erwachsenen übernommen werden?
  4. Zu welchem Zweck dient so ein Hotel und wo stellt man es auf?

Nebenbei erzähle ich euch über wichtige Punkte, die ihr für den Bau beachten müsst, damit das Wildbienenhaus auch erfolgreich besucht wird.

Der Tag war aus meiner Sicht ein voller Erfolg und ich bin sehr dankbar für das rege Interesse und die schöne Stimmung, die wir erleben konnten. Mit diesem Bericht rege ich gerne andere dazu an, auch solch einen Schwerpunkttag zu organisieren: es lohnt sich!

1. Woher erhält man das Material?

Gut, haben wir im vergangenen November mit den Vorbereitungen für den Basteltag begonnen. Wenn man einige Häuschen aufs Mal bauen will, dann benötigt man wirklich sehr viel Material. Natürlich muss es auch nicht das Ziel sein, die Häuschen schon komplett zu füllen, denn es kann sich sogar lohnen, das Haus Jahr für Jahr „auszubauen“ um einer wachsenden Population Platz zu bieten. Da die Lebenszyklen von Wildbienen auch über zwei Jahre andauern können, sind gewisse Nist- und Überwinterungsplätze länger besetzt. Es muss also nicht das Ziel sein Material für die Vollbesetzung zu organisieren, sondern es ist auch eine schöne Sache, wenn die Häuschenbesitzer über längere Zeit immer wieder einmal das Wildbienenhäuschen bestücken können und sich dann aktiv damit beschäftigen. Da wir bei der Materialsuche nichts stehlen oder der Natur ungünstig entnehmen wollten, ist es gut, wenn man früh mit Sammeln beginnt. Der Winter und das Frühjahr sind dafür gute Jahreszeiten.

Wir haben uns entschieden, dass wir für die Häuserhülle alte Weinkisten benützen. Diese ergänzt mit einem Dach und einigen Brettchen zur Unterteilung sollen das Grundgerüst bilden. Wir haben in Weinhandlungen nach Kisten gefragt und auch eine Schenkung erhalten. Ebenso haben wir aus dem Bekanntenkreis einige Weinkisten geschenkt bekommen. Weinkisten sind heutzutage beliebt und es lohnt sich, sich bei einigen Weinhändlern telefonisch zu melden, um nicht zu viele erfolglose Touren zu starten. Für die Dächer haben wir eine Schenkung von zugeschnittenen Brettern von einem Freund mit eigener Werkstatt erhalten. Wir haben die Dächer mit Dachpappe verstärkt, somit ist es nicht so relevant, welche Art Holz wir für die Dächer genommen haben (es ist der Witterung nicht ungeschützt ausgesetzt). Aber stabil genug, um das Gewicht der Dachpappe zu tragen, muss es sein.

In vielen grossen Gärten stehen dekorative Gräserstauden, welche mühsam zu schneiden sind. Somit sind die Besitzer*innen meist froh, wenn man fragt, ob man im Frühjahr die Grashalme schneiden darf 🙂 Die Grashalme haben im Innern eine Füllung aus weichem Mark. Dies muss beim Bau der Nisthilfen noch entfernt werden. Das Schilf hingegen ist von Natur aus hohl. Dafür sind die Grashalme – je nach Art und Grösse der Staude – sehr stabil und ähneln in der Festigkeit sogar dem Bambus.

Eine gute Möglichkeit an Schilf zu gelangen ist, bei der Gemeinde, welche ein Biotop pflegt, anzufragen, wann sie dieses schneiden. Wir haben auch entlang eines Flusses im Frühjahr Schilfhalme geschnitten. Dabei unbedingt eine gute Rebscheren mitnehmen, damit der Schnitt leicht von der Hand geht und das Halm nicht zu sehr quetscht. Als Transporttasche haben wir eine grosse Mehrwegtasche vorne und hinten aufgeschnitten, um die Halme als grosses, kompaktes Bündel nach hause tragen zu können. Die Blütenstände unbedingt schon am Schnittort zurück lassen, damit sich das Schilf versamen kann. Da die Schilfrohre als Überwinterungsplätze dienen, sollten die Halme erst nach den letzten Frösten geschnitten werden. Ebenfalls ist es für die Gesundheit der Pflanze wichtig, dass die Halme erst im Frühjahr geschnitten werden: ansonsten dringt Wasser in die Schnittstellen ein und es kann zu Fäulnis in der Wurzel und somit zum Tod der Pflanze kommen.

Wildbienenhaus gemeinsam bauen 5

Auch Bambus trifft man heutzutage in vielen Gärten an. Es gibt unglaublich viele Arten und es eignen sich solche Bambus-Stäbe, deren Durchmesser nicht grösser als 1 cm sind. Wir durften in mehreren Gärten schneiden bzw. haben ältere Stäbe geschenkt bekommen. In einem Garten durften wir einen wunderschönen Bestand von 5 Meter hohen Bambusstäben etwas schmälern: leider sind die Stäbe jedoch im Durchmesser zu dick und wir werden sie mehrheitlich für andere Gartenbauzwecke verwenden. Es ist eine wirklich beeindruckende Pflanzenart!

Das Holz, in welche die Nistlöcher gebohrt werden, muss einige Kriterien erfüllen. Es ist wichtig diese Kriterien wirklich ernst zu nehmen, um eine gut funktionierende Nisthilfe bauen zu können. Beim Holz muss es sich grundsätzlich um hartes Laubholz handeln, das unbehandelt ist. Es eignet sich beispielsweise das Holz der Buche oder von verschiedenen Obstbäumen sehr gut. Nadelhölzer sind aufgrund des hohen Harzgehaltes nicht zu verwenden: Wildbienen meiden es, um sich daran nicht die Flügel zu verkleben. Das Holz sollte gut abgelagert sein, damit sich beim weiteren Trocknen nicht Risse bei den Nistlöchern bilden und die Nisthilfe damit unbrauchbar wird.
So lohnt es sich, sich früh in der Nachbarschaft oder dem Freundeskreis umzuhören, ob in den letzten Jahren ein Baum gefällt wurde und in einem Schuppen noch ein paar Stücke auf weitere Verwendung warten. Ebenso kann man vielleicht ein paar Scheite Brennholz aus einem älteren Bestand erhalten. Auch Hartholzreststücke aus einer Werkstatt oder Schreinerei eignen sich prima zur Verwertung. Natürlich müssen sie eine gewisse Dimension aufweisen, damit die Nisthilfen noch in sinnvoller Länge (5 – 10 cm) hinein gebohrt werden können.

Für den weiteren Bau des Hotels benötigt es diverse Kleinmaterialien, welche man im Vorfeld sammeln kann: Holzleim, Malerband, Schrauben, kleinere Holzstücke (Befestigung Etagenbretter), Maschengitter, evtl. Dachpappe.

2. Vorbereitungen für den Basteltag

Einladung – Wer soll kommen?
Wir haben einen persönlichen Brief per Mail an Freunde versendet, welche einen eigenen Garten oder einen Balkon besitzen. Wir haben uns bei der Anfrage an diejenigen Personen gewendet, welche Zeit, Freude und Platz für die Betreuung eines Wildbienenhauses haben könnten. Es ist wichtig, dass das Wildbienenhotel von einer gewissen örtlichen Konstanz profitieren kann: Der Standort der Nisthilfe sollte möglichst nie verändert werden. Die Bienen suchen sich schliesslich dort die Nistplätze, wo es im Umfeld die nötigen Ressourcen hat, damit die Brut nach dem Schlüpfen auch überleben kann. Platziert man die Bienenbrut also plötzlich an einem anderen Ort, geht man das Risiko ein, dass die Bienen nach dem Schlüpfen zum Beispiel an Nahrungsmangel sterben. Dies wird umso verständlicher, wenn man weiss, dass es hochspezialisierte Wildbienenarten gibt. Einige Bienen haben sich zum Beispiel auf Glockenblumen spezialisiert und können ohne diese Trachtpflanze nicht überleben. Auch unbedingt zu beachten gilt, dass man im Winter das Haus nicht an einen warmen Ort o.ä. zwischenlagern darf. Die kalte Jahreszeit gehört zum Zyklus der Bienen dazu und man tut ihnen mit Wärme keinen Gefallen. Deshalb haben alle Freunde und Freundinnen mit Garten, Schrebergarten, Balkon etc. Emailpost von uns bekommen. Hier als Beispiel der Text:

Beispielbrief

Insektenhotels basteln

Liebe Freundinnen und Freunde
Sascha und ich haben uns vorgenommen uns in diesem Jahr etwas genauer mit den Insekten zu beschäftigen. Wie ihr vielleicht aus den Medien gehört habt, steht es um die Bestände der Fluginsekten nicht gut und auch der Rest der Insektenwelt wird es wohl ähnlich schwer haben.
immer wieder ist die Rede, dass jeder etwas gegen das Verschwinden tun kann.

Unser Beitrag ist deshalb unter anderem, dass wir euch zu einem Basteltag einladen möchten. Wir basteln zusammen Insektenhotels, besser gesagt Nist- und Überwinterungshilfen für Solitärbienen.
Ziel ist, dass jede Partei das eigene Hotel bastelt und im Garten bzw. Dem Balkon installiert.

Habt ihr Lust und Zeit? Tragt euch hier im Doodle ein, wir schauen dann, welcher Termin beliebter ist:
https://doodle.com/****

Sascha und ich haben schon einiges an Material gesammelt. Trotzdem werden wir die Insektenhotels nicht ganz mit Material füllen können (man kann die Hotels immer selbstständig befüllen). Falls ihr Zugang zu Bambus, gut getrocknetem Hartholz (keine Nadelhölzer), Grashalmen, Schilf, leeren Schneckenhäusern oder ähnlichem habt, nehmt diese am Basteltag mit.

Wir haben leere Weinkisten gesammelt, welche wir als Gehäuse zum Befüllen verwenden. Die Masse sind ungefähr klein 34 cm hoch x 27 cm breit, sowie gross 50 cm hoch und 33 cm breit, die Tiefe ist jeweils ca. 17 cm. Benötigt ihr ein Dach als Regenschutz auf dem Insektenhotel oder könnt ihr das Hotel bestenfalls regengeschützt aufstellen? Bitte gebt im Doodle an, was ihr euch wünscht. Wir werden am Tag ein Kässeli aufstellen, in das ihr geben könnt was ihr wollt. Das Geld kommt der nächsten Idee zur Unterstützung der Insekten zugute… 🙂

Liebste Grüsse
Aline&Sascha

Es ist gut, wenn man bald weiss, wie viele Personen teilnehmen können. Wir haben am Basteltag sechs Wildbienenhäuser gebaut und mehr würde ich nicht unbedingt empfehlen. Ressourcen wie Zeit, Material, Platz und Werkzeug sind mit sechs Häusern gut zu bewerkstelligen.

Natürlich hängt die Gruppengrösse auch vom bestehenden Raum ab, den man zur Verfügung hat. Wir haben im Garten gebastelt und weil der Wetterbericht nicht sicher war, haben wir prophylaktisch ein Partyzelt zur Überdachung aufgebaut. Neben den Bastelstationen mit dem jeweiligen Werkzeugbedarf, benötigten wir auch einen Tisch an dem wir Mittagessen konnten. Da auch kleinere Kinder dabei waren ist es gut, auch für sie einen Platz zum Spielen zu haben, der sicher genug ist und sie Abstand zu den lärmenden Maschinen haben. Im übrigen haben wir auch die Nachbarn vorgewarnt, dass es an diesem Tag etwas lauter wird: die Bohrmaschinen sind nicht ohne…

Arbeitsstationen
Wir haben mit zehn Erwachsenen und sechs Kindern und zwei Babys in drei Gruppen folgende Arbeitsstationen durchgeführt:

A) Hausbau mit Dach
B) Bambus und Schilf bearbeiten
C) Hartholzbohren

weitere Arbeitsstationen für die Kinder waren:

  • Ohrwurmhäuser basteln
  • Lösstöpfchen befüllen
  • Hotel bemalen

Alle drei Gruppen haben alle drei Stationen durchlaufen (drei Schichten): ausser beim Hausbau haben alle Gruppen für alle gearbeitet und produziert. Das produzierte Nistmaterial wurde am Schluss aufgeteilt. Der Tagesplan sah ungefähr folgendermassen aus:

  • 10-11 Uhr: Information Wildbienenhaus und Tagesablauf
  • 11-12 Uhr: Schicht 1
  • 12-13 Uhr: Mittagessen
  • 13-14 Uhr: Schicht 2
  • 14-15 Uhr: Schicht 3
  • 15-16 Uhr: Häuser bestücken und abschliessen

Meine Eltern haben uns beim ganzen Tag unterstützt und so hat jeder eine Station betreut. Das ist wichtig, denn man darf nicht unterschätzen, dass die Stationen zwar simpel klingen, aber doch einiges an handwerklichem Geschick und vor allem Erfahrung fordern. Da wir alles schon einmal vorab ausprobiert hatten, wussten wir, auf was zu achten ist, damit man auch zügig voran kommt. Klassische Zeitfresser sind zum Beispiel, dass die Bohrerspitze bricht, oder das Band der Bandsäge immer wieder herausfällt und man es neu einsetzen muss. Für das Auspulen des Markes bedarf es zum Beispiel einiger Kniffe und speziellem Werkzeug, damit man schnell voran kommt.

Die Arbeitsstationen und Kinderposten im Detail

A) Hausbau mit Dach

  • Dachkonstruktion anleimen und anschrauben
  • Dachpappe an das Holzdach nageln
  • Hölzchen in die Weinkiste leimen und schrauben
  • Raumteiler an den Hölzchen anleimen und anschrauben

Material:

  • Vorgefertigte und gebohrte Holzteile (Weinkiste, Dach, Keile für das Dach, Seitenhölzchen für die Befestigung der Raumteiler, Raumteiler)
  • Vorgeschnittene und geritzte Dachpappe
  • Holzleim
  • kleine Schrauben
  • Nägel

Werkzeug:

  • Schraubenzieher/ Akkuschrauber
  • Klappmeter, rechter Winkel
  • Schraubzwingen
  • Hammer

B) Bambus, Gras und Schilf bearbeiten

  • Schilf, Bambus und Gräser an der Bandsäge in die richtige Länge zuschneiden
  • Gräser vom Mark entfernen: dazu werden am besten Drähte verwendet
  • Kanten des geschnittenen Gras, Schilfs und Bambus mit Schleifpapier glätten
  • Röhren bei Bedarf an einem Ende mit Watte ausstopfen, so dass sie geschlossen sind
  • Bündel fassen und mit Malerband umwickeln
  • Maschendrahtgeflächt als Vogelschutz zum Abdecken der Bündel zuschneiden

Material:

  • Schilf, Gräser, Bambus
  • Schleifpapier
  • Drahtgeflächt
  • Malerband
  • Watte

Werkzeug:

  • Drahtstücke zum Durchstossen der Gräserhalme
  • Bandsäge oder alternativ eine Laubsägemaschine
  • Drahtschere

C) Hartholzbohren

  • Löcher mit unterschiedlichem Durchmesser (2-9 mm breit, 5-10 mm tief) in das Hartholzbohren
  • Löcher sorgfältig mit feinen Rundschleifen oder mit Schmiergelpapier umwickelten Holzstäbchen aus schmirgeln
  • Bohrlochkante fein brechen oder schmirgeln

Material:

  • Hartholz mindestens ein Jahr gelagert: wir haben die Runden Hölzer des Pflaumenbaums an der Seite angeschliffen, da nicht ins Stirnholz sonder gegen die Fasern gebohrt werden muss. Das Holz ist noch nicht sehr lange abgelagert und wenn die Löcher sich dann im Stirnholz befinden, ist die Chance sehr gross, dass das Holz sternförmig durch viele Löcher aufreisst. Nisthöhlen die Spalten aufweisen werden nicht angeflogen. Das Holz sollte also eigentlich länger als ein Jahr getrocknet sein und wenn möglich sollte man nur ins Längsholz bohren, um Spannungsrisse in den Nistgängen zu vermeiden. Ich habe bei meinem alten Insektenhotel Asthölzer verwendet, die schon sehr lange gelagert wurden und dort haben sich Bohrungen ins Stirnholz nicht durch Risse gerächt. Wer sicher sein will, beachtet die zwei oben genannten Regeln. Zum Abschleifen der runden Hölzer haben wir eine Bandschleife verwendet.
  • Schleifpapier

Werkzeug:

  • Stand- oder Handbohrmaschinen
  • Schraubzwingen zum Befestigen der Hölzer
  • Eventuell Rundschleifen oder Holzstäbe umwickelt mit Schmirgelpapier

Ohrwurmhäuser basteln

Das Töpfchen kann in Obstbäume gehängt werden und dient dort als Schlafort unter Tage. Ohrwürmer sind nämlich nachtaktiv und gehen dann auf Jagd nach Blattläusen und anderen Insekten, welche für die Pflanzen zur Belastung werden können. Da weichschalige Früchte auch einmal ausnahmsweise angefuttert werden (und zwar vor allem in trockenen Perioden) ist es am besten das Häuschen in den Apfel-, Birnen- oder beispielsweise den Quittenbaum zu hängen. Falls sich bei einem Kirschbaum einmal eine Überpopulation zeigt, kann das Häuschen auch zum Umsiedeln der Ohrwürmer dienen: schnell wird das Haus am überbevölkerten Baum als Tagesstätte angenommen und kann mit samt der schlafenden Fracht umgehängt werden.

  • Maschendrahtgeflächt zuschneiden, so dass damit die grosse Öffnung des Töpfchens bedeckt werden kann
  • Eine Schnur zuschneiden und durch die kleine Öffnung des Töpfchens einfädeln
  • An der Schnur ein Holzstäbchen festbinden, das die Schnur im Töpfchen verankert
  • Die Schnur wieder entfernen und das Töpfchen bunt bemalen
  • Wenn das Töpfchen trocken ist, die Schnur einfädeln und das Töpfchen mit Holzwolle füllen
  • Das Gitter mit dem Schnurende fixieren
  • Das Töpfchen an einen gewünschten Ort hängen

Material:

  • kleine Tontöpfe
  • Stäbchen oder Perlen, welche nicht durch das Bodenloch der Töpfchen rutschen können
  • Schnur
  • Holzwolle oder Stroh
  • Maschendrahtgitter
  • Bei Wunsch: Wasserfeste Farbe zum Bemalen

Werkzeug:

  • Drahtschere
  • Schere

Lösstöpfchen befüllen

Löss ist ein Sediment, dass sich vor allem auch im trockenen Zustand durch seine weiche Struktur auszeichnet. An Lösswänden siedeln bestimmte Arten von Wildbienen, aber mit den Töpfchen kann dieser Lebensraum nicht nachempfunden werden: Die Bienen, welche in Lösswänden nisten, bauen Gangsysteme ins Sediment, die grösseren Platz in Anspruch nehmen. Dennoch ist Löss ein wichtiges Material, denn auch andere Bienen verwenden Lehm, um die Nisthöhlen zu schliessen. Da wir bei einem Spaziergang auf einen Lössberg in Form eines Bauaushubs gestossen sind, haben wir mehrere Kisten davon mitgenommen. Aus Lösswänden, vielleicht sogar in Naturschutzgebieten, sollte man natürlich kein Material entwenden. Trotzdem lohnt es sich die Augen zum Beispiel bei Baustellen offen zu halten: Löss erkennt man gut daran, dass man ihn auch in hartem, beziehungsweise trockenem Zustand ganz leicht mit dem Fingernagel bearbeiten kann.
Das Befüllen der Lehmtöpfchen hat den Kinder grossen Spass gemacht!

  • Den Löss leicht anfeuchten und in die Tontöpfchen füllen

Material:

  • Löss
  • Tontöpfchen
  • Wasser

Hotel bemalen

Sascha hat wunderschöne Schablonen gezeichnet und diese von Hand mit einem Skalpell aus dicker Transparentfolie herausgeschnitten. Die so entstandenen Schablonen haben wir verwendet um den Häusschen den letzten Schliff zu geben: mit wasserfester Farbe und dicken Pinseln haben die Kinder die Motive in verschiedenen Farben auf die Häuschen aufgebracht.

  • Schablonen mit Klebeband provisorisch fixieren, oder gut festhalten
  • Mit dicker Farbe (kein Wasser, sonst verläuft es) die Schablone mit einem steifen Pinsel „abstupfen“
  • Folie entfernen

Material:

  • Pinsel
  • Wasserfeste Farbe, zum Beispiel Acrylfarbe
  • Schablone mit Motiven

3. Arbeiten für Kinder im Schulalter

Folgende Arbeiten eignen sich für die Mithilfe von Kindern im Schulalter:

  • Ausputzen des Marks mit Hilfe von Drähten (Achtung keine scharfen Drahtkanten wegen Verletzungsgefahr stehen lassen)
  • Bündeln und umwickeln der Grashalme mit Klebeband
  • Schleifen der Kanten
  • Ausputzen der Bohrlöcher mit Schmirgelpapier
  • Ohrwurmhäuser basteln
  • Lösstöpfe befüllen
  • Häuschen verzieren und bemalen (Hier kann der Fantasie mit Naturmaterialien freien Lauf gelassen werden: schön wären zum Beispiel angeklebte, leere Schneckengehäusen, Tannzapfen etc.)
  • Unter Mithilfe von Erwachsenen ist auch das Bohren der Löcher möglich: man muss aber gut aufpassen, weil das gleichzeitige betätigen der Bohrmaschinentaste, sowie Halten und Führen des Bohrers nicht einfach ist. Höchste Vorsicht ist mit langen Haaren geboten. Sie müssen zusammengebunden werden, damit sie nicht in den Gewindeschaft eingezogen werden. Das gilt auch für Erwachsene.

4. Was ist ein Wildbienenhaus?

Inforunde Einführung
Den Tag haben wir mit einer kleinen Inforunde am Tisch gestartet, an dem ich kurz erzählte, wie wir auf die Idee für den Basteltag gekommen sind. Dazu habe ich auch auf die Studie zum Insektensterben hingewiesen. Ich gebe folgend zusammengefasst die wichtigsten Punkte unserer Anliegen wider.

Das Insektensterben ist medial sehr präsent und viele Menschen würden gerne aktiv etwas dagegen tun. Sinnvolle Aktivitäten sind :

  • Sich als Konsumentin und Konsument nachhaltig zu verhalten: Lebensmittel wie Gemüse, Milchprodukte, Früchte, Brot regional, am besten direkt beim Landwirt mit Biozertifizierung, zu kaufen. Fleischkonsum auf ein sinnvolles Mass (nicht mehr als ein bis zweimal in der Woche) zu reduzieren. Haushaltsprodukte, Kosmetik und Kleider nachhaltig produziert zu kaufen und mit Sachverstand auszuwählen. Bei Reisen und Mobilität auf das Flugzeug zu verzichten und im Alltag so oft wie möglich ÖV und Fahrrad verwenden oder zu Fuss gehen. Diese Massnahmen benötigen wohl Umdenken, kommen aber schlussendlich der Natur und einem selber am allermeisten zu Gute 🙂
  • Sich bei einer Naturschutzinstitution einschreiben und diese passiv oder aktiv unterstützen.
  • Am allerwichtigsten ist der Erhalt von Naturschutzgebieten. Keine andere Massnahme ist für den Erhalt der Wildbienenvielfalt wichtiger als dies. Naturschutzgruppen zu unterstützen, welche sich für den Erhalt von Naturstandorten einsetzen, ist somit sicher zur Zeit das Effektivste. Vor allem auch regionale, oder kleine Gruppen sind sicher froh um jedes Mitglied, das seine Stimme zur Verfügung stellt.
  • Damit das Thema nicht nur dank medialer Schlagzeilen kurzfristig interessant ist, ist eine wichtige indirekte Massnahme, im persönlichen Umfeld immer wieder an die Thematik anzuknüpfen und die Wildbienen und Insekten nicht aus dem Fokus zu verlieren. Und hier setzt endlich auch die Idee mit dem Insektenhotel ein: es soll helfen uns jeden Tag mit Freude daran zu erinnern, wie spannend, schön, verzaubernd, faszinierend, rätselhaft und vielfältig die wunderbare Welt der Wildbienen ist. Und dies garantiert ohne Alterseinschränkung 🙂 Das Treiben am Haus zu beobachten ist jeden einzelnen Tag unterhaltsam und regt zum Innehalten an. Ich ertappe mich manchmal am Sonntag, dass ich eine halbe Stunde vor dem Haus sitze und völlig die Zeit vergesse. Der Wechsel der Flugperioden der einzelnen Wildbienenarten macht den Jahresverlauf und die Jahreszeiten noch eine Spur intensiver. Und ich verspreche jedem: im zweiten Jahr „die alten Bekannten“ wieder aus den Löchern schlüpfen zu sehen macht einem glücklich. Jetzt bin ich aber ins Schwärmen geraten… 😉
  • Die Wildbienen gehören zur Familie der Hautflügler, welche alle den typischen dreigeteilten Aufbau des Körpers (Kopf, Bruststück, Hinterleib) zeigen. In der Familie sind beispielsweise auch die Ameisen und Wespen zuhause. Die Unterfamilie nennt sich Apidae (Bienen) und weltweit sind bisher unglaubliche 17000 Bienenarten bekannt. In der Schweiz zählte man bisher 580 verschiedene Bienenarten.
  • Die Honigbiene und die Hummeln zählen auch zu der Unterfamilie der Bienen. Sie produzieren im Gegensatz zu den Wildbienen jedoch Honig und Wachs. Wildbienen verwenden zwar Nektar und Pollen (und Blumenöl) zur Ernährung und teilweise zur Versorgung der Brut, ihre wichtigste Bedeutung für den Menschen ist jedoch die Bestäubung der Blüten.
  • Um die verschiedenen Wildbienenarten erkennen zu können, benötigt man eine Vergleichssammlung und viel Erfahrung. Hinzu kommt, dass alle Wildbienenarten als Weibchen und Männchen in Erscheinung treten, die sich teilweise stark unterscheiden. Eine der häufigsten Besucherinnen und Besucher des Insektenhotels im Garten ist die gehörnte Mauerbiene, bei welcher das Männchen an einem entzückenden weissen „Bart“ erkennbar ist. Auch die Art und Weise wie das Nistloch verschlossen wird, kann einem verraten, wer im Insektenhotel eingezogen ist.

Schon allein die in Röhren nistenden Wildbienenarten haben sehr unterschiedliche Lebenszyklen. Um den Wildbienen nicht durch Unwissenheit im Insektenhotel zu schaden, ist es jedoch wichtig, mindestens die Grundabläufe der Fortpflanzung und Entwicklung der Wildbienen kennen zu lernen. Am Beispiel der Gehörten Mauerbiene soll somit ein möglicher Lebenszyklus aufgezeigt werden.

  • Die Männchen schlüpfen Februar/März.
  • Die Weibchen erscheinen einige Tage danach, dies ist an beigefarbenen Kottröpfchen an den Ausgängen der Niströhren zu erkennen.
  • Darauf erfolgt gleich die Paarung und das Weibchen beginnt mit der Suche nach geeigneten Hohlräumen für den Nestbau.
  • 4-6 Wochen baut das Weibchen Zelle für Zelle, Ei um Ei die Niströhre mit der Brut auf. Jede Zelle, getrennt durch eine Lehmwand beinhaltet eine Futterration Pollen und Nektar für das einzeln abgelegte Ei. Es können bis zu 12 solcher Brutzellen hintereinander liegen.
  • In den hinteren Bereichen sind die befruchteten Eier, aus welchen sich die später schlüpfenden Weibchen entwickeln. Die Zellen der weiblichen Kinder werden mit proteinreicherem Futter ausgestattet (für die spätere Eierproduktion), als die Männlichen.
  • Die Larve verzehrt nach dem Schlüpfen das Futter und verpuppt sich danach in einem Kokon.
  • Bereits im Sommer ist die Entwicklung des Imago (adulten Tieres) abgeschlossen und der Winter wird in fertigem Stadium überstanden.
  • Im nächsten Frühjahr startet der Prozess wieder von Vorne: die gehörnte Mauerbiene zeigt somit einen einjährigen Zylkus. Wie bereits erwähnt gibt es auch Arten und Situationen in denen die Entwicklung mehr Zeit in Anspruch nimmt. Meist ganz anders ist die Lebensweise der sozialen Bienenarten im Vergleich zu den solitär lebenden. Neben den Honigbienen haben auch Hummeln soziale Lebensweisen entwickelt und es gibt auch mehr oder weniger komplexe Formen des sozialen Nestbaus bei den Wildbienen. Eine weitere Form der Brutaufzucht zeigt sich bei den parasitischen Bienen. Diese betreiben keinen Nestbau und sammeln kein Futter, sondern legen ihr Ei in das „gemachte“ Nest einer anderen Bienenart. Die Zykluslänge ist hier also unter anderem abhängig vom Wirt. Hier zeigt sich wieder diese faszinierende Vielfalt, welche sich durch mehrjähriges Beobachten entdecken lässt.
  • Fazit: Das Insektenhotel ist ganzjährig bewohnt und dient den Wildbienen als Nistort und Überwinterungsplatz. Die Nistlöcher werden in unterschiedlichen Monaten von unterschiedlichen Arten angeflogen: es gibt in den Frühlings- und Sommermonaten immer etwas zu beobachten. Der Zyklus einiger Arten beginnt – wie im Beispiel der Gehörten Mauerbiene – sehr früh und Futterpflanzen müssen dann bereit stehen.

Ich bin nun schon einige Male auf die Vielfalt der Wildbienen eingegangen: doch wie kommt es zu dieser? Die Wildbienen sind teilweise sehr spezifisch auf ihr ökologische Nische, die zum Beispiel auch durch das Futterangebot bestimmt ist, ausgerichtet. Eine solche Spezialistin ist die Heidekraut-Sandbiene, welche sich ausschliesslich mit Hilfe des Heidekrautes ernährt. Oder in unseren Gärten etwas präsenter könnte die Ehrenpreis-Sandbiene sein, die den Ehrenpreis zur Futterpflanze auserkoren hat. Da die Bedingungen in der Natur so unterschiedlich sind, haben sich so viele Bienenarten entwickelt. Wunderbar, wie ich finde – es zeigt die Verbundenheit zwischen Futterpflanze und Biene auf eindrucksvolle Weise. Wenn man sich diese Spezialisierung einmal vor Augen geführt hat, wird schnell klar, dass unser Wildbienenhaus nur für eine kleine Anzahl der 580 Arten überhaupt in Frage kommt. Lediglich ein Viertel der Wildbienenarten nisten überhaupt in Hohlräumen, wie unseren Röhren. Der grösste Teil gehört der in der Erde nistenden Wildbienen an. Folgend also die wichtigsten Faktoren, die den Lebensraum für eine Wildbiene unwiderstehlich macht:

  1. Es muss ein geeigneter Nistplatz vorhanden sein
  2. Es muss ein geeignetes Futterangebot vorhanden sein
  3. Es muss geeignetes Baumaterial vorhanden sein

1. Nistplatz: Die Auswahl des Nistmaterials, wie wir es im Wildbienenhaus verbauen, lockt einige Hohlraumbesiedlerinnen an. Da diese verschieden gross sind, ist es wichtig, dass man beim Bohren Gänge mit unterschiedlichen Durchmessern generiert. Warum aber das Insektenhotel nicht mit einer regengeschützten, sandigen, sonnigen, trittfreien Zone im Garten ergänzen? Hier können sich Wildbienenarten – und andere Insekten – Nistgänge in den Boden graben.

2. Futterangebot: Das Futterangebot ist eine Wissenschaft, die in der Hand der Gärtnerin oder Gärtners liegt. Das oberste Gebot ist, das Pflanzen von einheimischen Stauden, Büschen und Bäumen, so dass möglichst immer eine Pflanzenart am blühen ist. Da es sehr blütentreue Wildbienen gibt (die immer an den gleichen Pflanzenarten saugen möchten), am besten auch gleich massenhaft 🙂 Da die Wildbienen (und auch die Hummeln) gleich nach dem Verlassen ihrer Nistzellen Futter benötigen, sind auch frühblühende Pflanzen, wie zum Beispiel Weiden oder auch Krokus sehr nützlich. Einige meiner persönlichen Renner, damit das ganze Jahr auch im schattigen Garten etwas blüht sind: Krokusse, Bärlauch, Glockenblumen, Obstbäumchen, blühender Salbei, Zierlauch, Fetthenne, Efeu.

3. Baumaterial: Auch hier sind die Bedürfnisse so individuell, dass ein grosses Angebot im Garten nützlich ist. So gibt es die Mohn-Mauerbiene, welche auf Klatschmohnblätter angewiesen ist, um den Nistgang, welchen sie in den Sand gräbt, zu tapezieren. Je mehr Material – Lehm, Sand, Moos, Todtholz – im Garten, desto reicher kann das Hotel besetzt werden.

Fazit: Ein Garten/Balkonumfeld ist umso reicher mit Insekten besiedelt, um so vielfältiger die Pflanzenpracht vorhanden ist und das Blühen andauert. Vor allem im Frühling lassen sich mit Zwiebelblühern wie Krokus, Traubenhyazinten und Nickender Blaustern viele hungrige Bienen versorgen und auch das Gärtnerherz erfreuts.

  • Das Haus muss stabil stehen und gut befestigt werden. Es sollte sich nicht bewegen und mindestens 50 cm über dem Boden platziert werden.
  • Der Standort soll sonnig und warm sein und die Öffnung sollte nach Süden schauen.
  • Nahrung, Wasser, Baumaterial sollten sich in der Nähe befinden.
  • Ein Gitter oder Netz kann als Vogelschutz montiert werden. Die befüllten Röhren sind sonst eine leichte Beute für Vögel. Es nützt auch, wenn man das Haus an einem belebten Ort aufstellt, an welchem Vögel sich nicht sicher fühlen.
  • Das Haus möglichst nie an einen neuen Standort bringen. Und wenn dies nötig wird, darauf achten, dass die Bedingungen möglichst ähnlich sind.

Wie bereits erwähnt ist es toll, wenn man das Haus jedes Jahr ein wenig erweitern kann. Geöffnete Röhrchen können auch ausgeputzt werden: hier ist es gut, wenn man das Röhrchen vorher mit einer Taschenlampe ausgeleuchtet hat, damit man keine schlafenden Bewohnerinnen tötet. Ansonsten sollten die bestehenden Röhrchen möglichst nicht gestört werden.

Da sich auch gerne Spinnen in das Haus zurückziehen, putze ich verwaiste Spinnweben vorsichtig weg, wenn kein Flugverkehr herscht.

Es gibt auf dem Markt wirklich sehr viele falsch gemachte Insektenhotels aus zu kurzen Niströhren, falschen Materialien und vielen weiteren problematischen Teilen. Wenn man das Wildbienenhaus aus den oben genannten Materialien baut, sollte nichts schief gehen. Bei den Röhrchen auch immer darauf achten, dass die Kanten (auch bei den Gräsern) keine Splitter aufweisen. Die Wildbienen gehen nämlich teilweise rückwärts in die Röhrchen hinein und können sich an Splittern die Flügel zerstören.

Bitte niemals bestückte Hummelhäuser oder ähnliches (mit Brut) kaufen! Die Tiere stammen aus teilweise schlechten Zuchten, im schlimmsten Fall mit Krankheiten ausgestattet, welche die natürlichen Bestände schädigen können. Die Bienen werden sich immer natürlicherweise einfinden, wenn das geboten wird, was sie zum Leben brauchen.

Bücher:

  • Wildbienen, Die anderen Bienen, Paul Westrich (empfehle ich sehr)
  • Das Insektenhotel, Wolf Richard Günzel
  • Das grosse Buch der Bienen, Jutta Gay & Inga Menkhoff

Web:

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