Kränze sind für mich zu jeder Jahreszeit feierliche Huldigungen an die Schönheit der Natur. Ich liebe es durch die Natur zu streifen und Kleinigkeiten – Blüten oder Früchte – mit nach Hause zu nehmen und damit einen Kranz zu schmücken, den ich am liebsten an die Eingangstüre hänge. Floristisches Knowhow besitze ich nicht und ich habe grössten Respekt vor diesem Handwerk: Dennoch finde ich es schade, wenn man sich durch zu hohe Ansprüche den Genuss des Kranzbindens nicht gönnt. Es macht wirklich Spass und diese Lebensfreude ist auch den handwerklich nicht perfekten Gebinden anzusehen.
Ist der Kranz historisch zum Beispiel als Siegeskranz bei den antiken Olympischen Spielen (Eichenkranz) zu finden, diente er in Form von Blütenkränzen auch zur Zierde junger Frauen, um deren Unschuld zu unterstreichen. Neben dem Siegeskranz gibt es auch heutzutage noch vielerlei symbolische Ausdrucksformen des Kranzes: vom Trauerkranz, der mit der runden Form die Hoffnung auf Wiedergeburt ausdrückt, bis hin zu den hawaiianischen Begrüssungskränzen, welche die Gastfreundschaft in schöner Weise zeigen.
Für mich bedeutet das Sammeln der Bestandteile und das Zusammenflechten einen Moment, in welchem ich mich ganz der faszinierenden Formen, Farben und Gerüchen der Natur widmen darf. Obwohl ich auch Gestecke etwas schönes finde, ist für mich die runde Form des Kranzes so verführerisch, dass ich ihr nicht widerstehen kann. Aber ehrlich gesagt: meistens endet es eher in einem Oval, weil ich keine Perfektionistin bin 🙂
Die Grundlage
Somit wären wir beim Grundgerüst des Kranzes angelangt: Ich fertige dafür Strohrömer aus einem Grundgerüst aus frisch geschnittenen Haselzweigen an. Natürlich würden sich dafür auch Weidezweige sehr gut eignen, denn sie lassen sich besser biegen. Da ich nur Hasel im Garten habe, schneide ich einjährige Zweige ab und binde zwei Zweige zu einem Kreis. Mit Stroh gebe ich dem so entstandenen Gerüst Volumen und gleiche Unebenheiten etwas aus. Das Ganze wird mit Floristendraht umwickelt. Da es mit dem Stroh ein kleines Chaos gibt, binde ich stets mehrere Strohrömer, damit ich für weitere Kränze gewappnet bin.
Material sammeln
Jetzt folgt der schönste Teil: ein Spaziergang bei dem ich die Gartenschere und eine Tasche mitnehme. Natürlich werden nur Teile geschnitten und mitgenommen, welche beim Entfernen weder der Natur schaden, noch die Gärten anderer beeinträchtigt. Moose, zum Beispiel, sind geschützt und dürfen nicht der Natur entnommen werden. So ist der eigene Garten die wichtigste Quelle, um das Sammelgut zu ergänzen. Für Moos zum Beispiel habe ich einen eigenen Bereich im Garten, wo ich es hege und pflege, um damit beispielsweise die Blumentöpfe zu dekorieren.
Material und Starthilfe
Es gilt alle benötigten Materialien auszulegen und für das Binden zurechtzuschneiden. Man benötigt somit den Römer, die Naturmaterialien, Floristendraht, eine Gartenschere und auch kleine Drahtklammern sind sehr praktisch, um Abstehendes oder zum Beispiel Moos leicht am Römer feststecken zu können. Die Zweige, Blätter und Ästchen werden so zugeschnitten, dass sie kleine buschige Bündel von ca. 10 cm Länge bilden. Es ist wichtig das Material sorgfältig klein zu schneiden und bereit zu legen. So kann man sich beim Binden ganz auf die Gestaltung konzentrieren und kann sich komfortabel am Material bedienen. Ein Schritt nach dem anderen ist hier die Devise.
Das Binden
Man wickelt den Draht um den Römer und kontrolliert, dass er gut und sicher hält. Nun werden die ersten Materialien am Kranz angeordnet. Sie sollen flexibel und etwas voluminös sein, damit man am Ende leicht die letzten Zweige darunterschieben kann. So kann hinterher niemand sagen, wo der Kranz beim Binden gestartet wurde. Denn: ein Kranz kennt kein Anfang und kein Ende. Nun wickelt man den Draht einmal fest um das angelegte Material und wickelt in einem zweiten Bogen etwas weiter hinten den Draht um den Römer: so kommt man bei Binden vorwärts und bindet nicht immer auf der selben Stelle. Weiteres Material wird wie eine Fischschuppe ergänzt und gewickelt. Danach folgt wieder eine zweite Wickelung etwas weiter voran. Zum Schluss fädelt man den Draht in die letzte Schlaufe und biegt das abgeschnittene Ende in den Römer hinein. Eine freie Schlaufe kann zum Aufhängen ergänzt werden.
Bei der Gestaltung der Kränze darf man sich von seinem Gefühl leiten lassen: wild durcheinander oder diszipliniert und geordnet? Ganz zum Schluss können noch einzelne Beeren, etwas Moos oder dekorative Elemente eingeschoben werden: so können Ungleichmässigkeiten ins Gleichgewicht gebracht werden.
Und die wichtigsten zwei Zutaten beim Binden sind und bleiben: Freude am machen und Zeit, damit man nicht hetzen muss. Viel Spass!

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